Die Handschriftenzentren

Mit sechs Handschriftenzentren verfügt Deutschland über eine weltweit einzigartige Forschungsinfrastruktur zur wissenschaftlichen Aufarbeitung des Handschriftenerbes. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Manuskriptüberlieferung.

Handschriftenzentren sind Serviceeinrichtungen an großen Altbestandsbibliotheken. Zu ihren Hauptaufgaben zählt die Vorbereitung und Durchführung von Erschließungsprojekten für handschriftenbesitzende Partnerinstitutionen, zunehmend in Verbindung mit einer Digitalisierung. Die Handschriftenzentren stellen hierfür ein Team qualifizierter Projektbearbeiter/innen und umfangreiche Eigenleistungen wie Literatur- und Datenbankversorgung, Projektbetreuung und Qualitätsmanagement zur Verfügung.
Die meisten der an den Handschriftenzentren durchgeführten Projekte sind von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Auch der Anstoß zur Einrichtung von Handschriftenzentren verdankt sich der Initiative der DFG.

Die sechs Zentren haben sich institutionell zu einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen, koordinieren so ihre Aktivitäten und entwickeln gemeinsam strategische Perspektiven.

 

Dienstleistungsspektrum der Handschriftenzentren

  • Sichtung und Einschätzung von Handschriftenbeständen
  • Beratung zu Erschließungs- und Digitalisierungsverfahren
  • Beratung zu Möglichkeiten drittmittelgeförderter Erschließungs- und Digitalisierungsprojekte
  • Projektkonzeption, Projektplanung und Vorbereitung von Projektanträgen
  • Durchführung von Erschließungs- und Digitalisierungsprojekten
  • Projektbetreuung und Qualitätssicherung unter Beachtung der Standards und des erforderlichen Durchsatzes
  • Datenerfassung und Publikation der Erschließungsergebnisse (Onlinepublikation und Katalogdruck) sowie ggf. Präsentation von Bilddaten gemäß den jeweiligen DFG-Richtlinien

 

Sechs Handschriftenzentren für Deutschland

Die Staatsbibliothek zu Berlin (SBB) besitzt ca. 7.600 mittelalterliche Handschriften und etwa 16.000 neuzeitliche Codices.
Das erste DFG-geförderte Katalogisierungsprojekt an der SBB begann 1980 mit der Katalogisierung der mittelalterlichen Handschriften der Stadtbibliothek Soest.
Berlin ist Ansprechpartner für Sammlungen in Rheinland-Pfalz, Saarland, Nordrhein-Westfalen, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern.

Dr. Robert Giel (kommissarisch), Leiter des Referats Abendländische Handschriften
Mail: Robert.Giel@sbb.spk-berlin.de
Telefon: 030 266 435 050
Im Bestand der UB Frankfurt finden sich etwa 2.300 abendländische Handschriften, davon ca. 600 Codices aus dem Mittelalter.
Die DFG-geförderte Erschließung der Frankfurter Handschriften begann 1960, Bestände von Partnerinstitutionen werden im Handschriftenzentrum Frankfurt seit 1977 katalogisiert.
Frankfurt ist Ansprechpartner für handschriftenbesitzende Institutionen in Hessen.

Dr. Mathias Jehn (kommissarisch), Leiter der Handschriftenabteilung UB Frankfurt
Mail: ls-handschriften@ub.uni-frankfurt.de
Telefon: 069 798 39007
Die Universitätsbibliothek Leipzig (UBL) besitzt ca. 7.500 abendländische, darunter 3.000 mittelalterliche Handschriften.
Bedingt durch die deutsche Geschichte ist das Leipziger Handschriftenzentrum an der Bibliotheca Albertina die jüngste der sechs Serviceeinrichtungen und wurde im November 2000 eingerichtet.
Das Zentrum Leipzig ist Ansprechpartner für Sammlungen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen.
Dr. Christoph Mackert, Leiter Handschriftenzentrum UBL
Mail: mackert@ub.uni-leipzig.de
Telefon: 0341 973 0509
Die Bayerische Staatsbibliothek in München (BSB) ist mit rund 37.000 abendländischen und fast 13.000 mittelalterlichen Codices die größte Handschriftensammlung Deutschlands. Die erste Planstelle für das Handschriftenzentrum München wurde 1967 eingerichtet. 1974 begann das erste DFG-Projekt an der BSB.
München ist Ansprechpartner für handschriftenbesitzende Institutionen in Bayern.

Birgit Seiderer, Leiterin Handschriftenzentrum BSB
Mail: Birgit.Seiderer@bsb-muenchen.de 
Telefon: 089 28638 2627
Handschriftenzentrum der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart
Die Württembergische Landesbibliothek (WLB) Stuttgart hat ca. 3.000 mittelalterliche Handschriften in ihren Beständen.
Seit 1958 werden an der WLB DFG-gefördert Handschriften erschlossen. Das Handschriftenzentrum Stuttgart besteht seit 1974
Das Handschriftenzentrum an der WLB ist Ansprechpartner für Sammlungen in Baden-Württemberg.
Stuttgart, WLB, HB II 46, fol. 12v
Dr. Kerstin Losert, Leiterin Handschriftenzentrum WLB
Mail: losert@wlb-stuttgart.de
Telefon: 0711 212 4434
Die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (HAB) besitzt knapp 12.000 abendländische Handschriften, davon rund 2.800 mittelalterliche.
Seit 1960 werden mittelalterliche Handschriften der Herzog August Bibliothek katalogisiert. Die Katalogisierung von Beständen in Niedersachsen mit Förderung der DFG begann 1970.
Wolfenbüttel ist Ansprechpartner für Sammlungen in Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein.
Dr. Christian Heitzmann, Leiter Handschriftenzentrum HAB
Mail: heitzmann@hab.de
Telefon: 05331 808 129
 

Der Wissenschaftliche Beirat

Seit 2007 begleitet ein international besetzter Wissenschaftlicher Beirat die Arbeit der Handschriftenzentren kritisch-anregend und bringt systematisch die Perspektive des wissenschaftlichen Bedarfs ein.

Dr. Maria Theisen

Fachgebiet: Kunstgeschichte
maria.theisen@oeaw.ac.at

Prof. Dr. Tino Licht

Fachgebiet: Lateinische Philologie des Mittelalters
tlicht@ix.urz.uni-heidelberg.de

Prof. Dr. Martina Giese

Fachgebiet: Geschichtswissenschaft/Historische Grundwissenschaften
martina.giese@uni-wuerzburg.de

Dr. Anna Dorofeeva

Fachgebiet: Paläographie/Digitale Paläographie
anna.dorofeeva@uni-goettingen.de

Prof. Dr. Paolo Eleuteri

Fachgebiet: Paläographie / Kodikologie
ele@unive.it

 

Aufgaben des Beirats

Der Wissenschaftliche Beirat begleitet die Aktivitäten und Planungen der Handschriftenzentren beratend. Ziel ist, das Gespräch zwischen Bibliotheken und Wissenschaft zu institutionalisieren und zu intensivieren, um die Arbeit der Zentren konsequent mit dem Bedarf der Forschung abzustimmen. Der Beirat vermittelt daher den Zentren die Außenperspektive der mediävistisch-handschriftenorientierten Forschung und gibt entsprechende Anregungen zu den strategisch-langfristigen Planungen sowie zu einzelnen Projektvorhaben. Begleitend kann der Berat die gemeinsam abgesteckte Linie aus wissenschaftlicher Sicht mit im Auge behalten.

Zugleich können durch den Beirat die Aktivitäten und Kompetenzen der Zentren stärker als bisher gegenüber der Wissenschaft kommuniziert und Vernetzungen angestoßen werden.

Organisation des Beirats

Zusammensetzung

Der Beirat besteht aus sechs namhaften Vertretern universitärer und akademischer Institutionen, die zentrale Disziplinen der mediävistisch-handschriftenorientierten Forschung repräsentieren. Die Beiratsmitglieder sollen ausgewiesene Forscher/innen im Handschriftenbereich sein und innerhalb ihres jeweiligen Fachgebiets möglichst ein breiteres inhaltliches Spektrum abdecken. Angestrebt wird eine Beteiligung internationaler Fachgelehrter.

Ausschlusskriterien

Mitglieder von DFG-Gremien und die von der DFG für laufende Handschriftenprojekte herangezogenen Gutachter/innen scheiden aus Gründen der Befangenheit für eine Mitgliedschaft im Beirat aus.

Kommunikationsstruktur Beirat – Zentren

Die Kommunikation zwischen Beirat und Zentren erfolgt kontinuierlich im schriftlichen Verfahren. Einmal pro Jahr nimmt der gesamte Beirat an einem Treffen der Zentren teil, um gemeinsame Beratungen zu ermöglichen. Bei den anderen Treffen der Handschriftenzentren ist der Beirat in der Regel durch eines seiner Mitglieder vertreten.

Amtszeit und Wiederwahl

Die Mitglieder des Beirats werden für jeweils drei Jahre berufen. Sie werden von den Handschriftenzentren gewählt, jedes Zentrum hat dabei eine Stimme. Eine einmalige Wiederwahl für weitere drei Jahre ist möglich.